Die Ritter der Kelche waren früher selber welche

Von Friedhelm Denkeler,

»Knight of Cups« von Terrence Malick mit Christian Bale, Cate Blanchett und Natalie Portman

"Wasser, das vom Hochhaus fällt" (Expo 2000, Hannover), Foto © Friedhelm Denkeler 2000
»Wasser, das vom Hochhaus fällt« (Expo 2000, Hannover), Foto © Friedhelm Denkeler 2000

Wie man an der Überschrift sieht – so richtig ernst kann ich den Film von Malick nicht nehmen. Zwei Stunden esoterische Selbstgespräche des Protagonisten und dazu noch die Gedanken der genormten Hollywood-Schönen, die er hören kann; das Alles in der Kulisse von Los Angeles, das nur aus Wohnungen aus dem Designer-Laden zu bestehen scheint, in denen nur perfekte Menschen leben ist doch zu viel des Guten. Oder ist der ganze Film am Ende eine Satire?

Malick soll sich seit »Tree of Life« komplett vom traditionellen Kinoerzählen zurück gezogen haben. Eine Handlung hat der Film eher nicht. Die Akteure schwadronieren symbolträchtig über den Sinn des Lebens. Die Bilder und Worte sollen wohl zu einer Art Meditation zusammenfließen.

DER SPIEGEL fasst den Inhalt in dem Satz zusammen »Ein Hollywood-Schauspieler um die vierzig (Bale) sucht in der Illusionsmetropole Los Angeles nach seiner Identität. Dabei durchstreift er neue und alte Liebschaften, tastet im Ozean, zwischen Betonhochhäusern und in öden Wüsteneien nach Wahrhaftigkeit in einer Welt aus Lug und Trug«.

Was das Ganze mit Tarotkarten zu tun hat? Die dienen im Film zur Gliederung der einzelnen Kapitel. Das Ganze wirkte dann eher wie der berühmte »Bullshit-Bingo« aus den Management-Seminaren, immer wenn das Wort Gott, Liebe, Tod, etc. fiel oder eine Wolke, Meereswelle, Felsengruppe ins Bild rückte, war man hier geneigt Bingo zu rufen.

Die Berliner Zeitung schreibt dazu »Das kann einem schon mal auf die Nerven gehen, keine Frage. Und dennoch: Kaum ein Filmemacher der Gegenwart verhandelt die Entfremdungserfahrungen, Sinnmüdigkeit und Kreatürlichkeit des Menschen so berückend und hypnotisch, wie Terrence Malick das tut … Malick gibt dem Kino indes zurück, was ihm mitunter verloren geht in all seinem Engagement: die großen Bilder, die reine Schönheit des Augenblicks und der Ewigkeit.« Also doch keine Satire? Um Klarheit zu schaffen sollten wir uns vielleicht die beiden Vorgänger-Filme Tree of Life und To the Wonder ansehen.

Malick würde allen einen großen Gefallen tun, wenn er einfach offiziell die Koyaanisqatsi-Reihe fortsetzte. Dieses prätentiöse Gemurmel über erneut solch umwerfend guten Bildern macht kirre. Der existentialistische Grundtenor, den ‚Knight Of Cups‘ anschlägt, wäre im Grundsatz schon interessant, wenn er nicht mit so einer quasispirituellen Sinnsuche … zugekleistert würde. Warum so viel Können und Talent für so wenig einsetzen? [tagezeitung (TAZ)]