Wer zuerst kommt, mahlt zuerst

Von Friedhelm Denkeler,

Die Westfälische Mühlenstraße im Kreis Minden-Lübbecke in Westfalen (1). Neues Portfolio von Friedhelm Denkeler auf der Website LICHTBILDER

Wenn der Wind des Wandels weht, bauen einige Mauern, andere Windmühlen [Konfuzius, 551-479 v. Chr.]

»Windmühle Bierde«, Mühle Nr. 3 (Wall-Holländer), Biederlo, 32469 Petershagen-Bierde, aus dem Portfolio »Wer zuerst kommt, mahlt zurest! – Die Westfälische Mühlenstraße im Kreis Minden-Lübbecke«, foto © Friedhelm Denkeler 2007
»Windmühle Bierde«, Mühle Nr. 3 (Wall-Holländer), Biederlo, 32469 Petershagen-Bierde, aus dem Portfolio »Wer zuerst kommt, mahlt zurest! – Die Westfälische Mühlenstraße im Kreis Minden-Lübbecke«, foto © Friedhelm Denkeler 2007

Die Kulturlandschaft in Ost-Westfalen zwischen dem Weserstrom, dem Weser- und Wiehengebirge, dem Stemweder Berg, dem Dümmer-See und dem Übergang zur Norddeutschen Tiefebene ist eine der mühlenreichsten Gegenden Deutschlands. In dem Mühlenkreis Minden-Lübbecke gibt es heute wieder 43 restaurierte Wind-, Wasser-, Ross- und Flussmühlen zu sehen und zu besichtigen. Sie hatten das sogenannte Mühlensterben ab ca. 1920 überlebt; waren nicht mehr im Betrieb, prägten aber nach wie vor das Landschaftsbild auf alteingesessenen, einsamen Höfen und an idyllischen Bachläufen. Ab den 1980er-Jahren wurden sie durch ein Mühlenerhaltungsprogramm nach und nach instandgesetzt.

Während meiner Kinder- und Jugendzeit in den fünfziger und sechziger Jahren waren von den 1910 gezählten 223 Getreidemühlen noch erstaunlich viele Mühlen vorhanden. Sie waren aber oft in einem jämmerlichen, verfallenen Zustand; manchmal auch nur als Ruine zu erkennen. Ich kann mich erinnern, dass ich mit meinem Onkel öfter in der Mühle in Varl war; heute ist sie nicht mehr vorhanden. Wie ringsum das Korn auf den Feldern reifte, wie es geerntet, gedroschen und anschließend gemahlen wurde, ist mir vertraut.

Die Mühlenroute im Kreis Minden-Lübbecke verbindet auf weitgehend verkehrsarmen und einsamen Wegen auf einer Länge von 320 Kilometer alle 43 Mühlen. Zwischen den Jahren 2001 und 2012 habe ich bei zahlreichen Besuchen in Ost-Westfalen alle Mühlen besucht und abgelichtet.

Die Zusammenstellung dieser Fotos ist für mich ein sentimentaler Rückblick auf meine Kinder- und Jugendzeit, auf ein in Deutschland einzigartiges Freilichtmuseum und natürlich auch ein Zeugnis der allerersten Industrialisierung, ein Stück Technikgeschichte. Das Portfolio besteht insgesamt aus 140 Photographien; einbezogen habe ich auch Landschaftsaufnahmen aus der Umgebung der Mühlen und weitere Kulturdenkmale aus dem Mühlenkreis, wie das Scheunenviertel in Schlüsselburg, den Museumshof in Rahden, den Tonnenheider Findling, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica und das Naturschutzgebiet Großes Torfmoor.

»Westfälische Landschaft im Morgennebel«, Foto © Friedhelm Denkeler 1979, aus dem Portfolio »Wer zuerst kommt, mahlt zurest! – Die Westfälische Mühlenstraße im Kreis Minden-Lübbecke«, Foto © Friedhelm Denkeler 1979
»Westfälische Landschaft im Morgennebel«, Foto © Friedhelm Denkeler 1979, aus dem Portfolio »Wer zuerst kommt, mahlt zurest! – Die Westfälische Mühlenstraße im Kreis Minden-Lübbecke«, Foto © Friedhelm Denkeler 1979

Es gibt Don Quichote, die Wind säen, um mit Mühlen kämpfen zu können. (Stanislaw Jerzy Lec)

Das gesamte Portfolio Wer zuerst kommt, mahlt zuerst aus dem Jahr 2012 besteht aus 140 Photographien 30 x 45 cm. Auf meiner Website LICHTBILDER sind 25 Photographien zu sehen. Die Bilder sind auch als gedrucktes Autorenbuch mit 166 Seiten im DIN A4-Querformat erschienen (2019).