Kunstbibliothek

Die „unbewussten“ Bilder der Dörte Clara Wolff aus den Goldenen Zwanzigern
Das fällt einem als erstes in der Ausstellung „Dodo – Ein Leben in Bildern“ in der Kunstbibliothek auf – die leuchtenden Farben ihrer Werke.
Die 1907 in Berlin geborene Dörte „Dodo“ Clara Wolff beschreibt in ihrer Autobiografie ihre erste Erinnerung an Farbe, eine pinkfarbene Stoffblume am Kleid ihrer Mutter.
Nach dem Besuch einer privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule in Berlin-Schöneberg arbeitete Dodo ab 1926 als erfolgreiche Modeillustratorin und als Karikaturistin.
Mit leichter Ironie und Erotik erzählen ihre Bilder vom Großstadtleben der Goldenen Zwanziger Jahre, von modernen Lebensformen und dem Wandel der Geschlechterbeziehungen.
Dodo hatte künstlerischen Erfolg, genoss die als Frau zu dieser Zeit neu gewonnenen Freiheiten und würde heute sicher als „It-Girl“ mit Niveau bezeichnet werden.

Einen sehr spannenden und ganz persönlichen Bereich nehmen die „unbewussten“ Bilder zwischen 1933 und 1937 ein. „Private Turbulenzen“ ist dieser Teil der Ausstellung betitelt und er wirkt fast zu harmlos für das, was nun zu sehen ist.
Dodos Ehe mit dem 25 Jahre älteren Anwalt Hans Bürgner war von Enttäuschungen, ungleichen Lebensauffassungen und der Geburt zweier Kinder geprägt. Dann lernte sie auch noch die „Liebe ihres Lebens“, den Psychoanalytiker Gerhard Adler kennen.
Dies alles führte zu starken, inneren Konflikten, aus denen eben jene intime Werkgruppe entstanden ist. Dodo selbst bezeichnet sie als „unbewusste Traumbilder“.
1936 emigriert Dodo nach London und versuchte dort als Werbegrafikerin und Buchillustratorin an die früheren Berliner Erfolge anzuknüpfen. Sie starb 1998 im Alter von 91 Jahren.
Jetzt erzählt die Ausstellung in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin bis zum 28. Mai 2012 noch einmal ihr zu Unrecht in Vergessenheit geratenes „Leben in Bildern“.
Bildgeschichten von Hans Hillmann und Jirí Šalamoun in der Kunstbibliothek am Berliner Kulturforum

Die Kunstbibliothek stellt noch bis zum 5. Februar 2012 die beiden Grafiker Hans Hillmann (Jg. 1925) und Jirí Šalamoun (Jg. 1935) vor. Beide arbeiten zwischen freier und angewandter Kunst, zwischen Comic und Karikatur, zwischen Zeichnung und Bild und zwischen Schriftform und Bildform. Die eher fotografisch anmutenden Arbeiten Hillmanns fand ich allerdings interessanter.
Hillmann wurde bekannt mit seinen Filmplakaten und Buchhüllen. Für die Zeitschrift „twen“ illustrierte er Erzählungen. Beide Künstler erzählen ihre „Geschichten“ in Autorenbüchern. Unter dem Titel „Ich hab geträumt ich wär ein Hund der träumt“ ist 1970 das erste von Hillmann erschienen. Der Titel ist Programm und deutet auf das Thema der doppelten Verwandlung hin.
Hilllmanns Arbeiten mündeten in sein zeichnerisches Hauptwerk, der Illustration von Dashiell Hammetts Kriminalgeschichte „Das Fliegenpapier“. Seine sepiafarbenen Aquarelle kann man auch als Bewunderung für das Schwarz-Weiß-Kino der 1950er Jahre ansehen. Er hat nicht einfach die Filmbilder dargestellt, sondern eigene Szenen entwickelt, die einen neuen Film ergeben. Man denkt an Edward Hopper, der eine eigene malerische Wirklichkeit schuf und sich dabei vom Film und von der Fotografie anregen ließ. www.smb.museum , Hans Hillmann in der Google-Bildersuche
Josef Maria Olbrichs Architektur-Träume des Jugendstils in der Kunstbibliothek am Kulturforum am Potsdamer Platz
Seine Welt zeige der Künstler, die niemals war, noch jemals sein wird. [Olbrich]

Vor genau 100 Jahren hat eine Stiftungskommission den zeichnerischen Nachlass des Architekten, Designers und Landschaftsplaners Josef Maria Olbrich (1867 – 1908) erworben. Der Kommission gehörten der Künstler Max Liebermann und der Direktor der Staatlichen Museen Berlin Wilhelm von Bode an. In den Besitz der Berliner Kunstbibliothek gelangte somit die bedeutende Sammlung von 2500 Zeichnungen, wobei in der Ausstellung lediglich 200 zu sehen sind.
Die Ausstellung ist in die fünf Gruppen „Anfänge in Wien“, „Wiener Seccession“, „Mathildenhöfe in Darmstadt“, „Bauten in Berlin“ und „Kunsthandwerk“ eingeteilt, die auch gleichzeitig die einzelnen Stationen von Olbrichs Schaffensperiode aufzeigen. Bekannt wurde der Künstler vor allem durch sein Gebäude für die Wiener Seccession, seine Bauten für die Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe und seinen letzten Auftrag, das Warenhaus Leonhard Tietz in Düsseldorf.
Die einzelnen Blätter weisen eine einzigartige, farbenfrohe Schönheit wie in einem Bilderbuch auf, es fehlte nur noch, dass die Ausstellung mit „Es war einmal …“ begann. Auf dem Blatt, das die Eingangssituation von Olbrichs eigenem Haus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt zeigt, steht der Satz „Hauseingang in meine Welt“. Das kann man auch für die gesamte Ausstellung so sehen. Sie ist nur noch heute und morgen zu sehen.
Welt aus Schrift. Das 20. Jahrhundert in Europa und den USA. Ikonographie und Entwicklungsgeschichte der Schrift-Bilder

Die große, von der Kunstbibliothek kuratierte Ausstellung „Welt aus Schrift – Das 20. Jahrhundert in Europa und den USA“ zeigt die typograhischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts, die Interaktion von Schrift und Bild und die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen freier und angewandter Kunst, die Expansion der Schrift in alle Lebens- und Wahrnehmungsbereiche.
Keine andere Epoche hat einen solchen Reichtum von Schriftformen hervorgebracht, und noch nie war Schrift in einer vergleichbar medialen Vielfalt präsent – im world wide web, in Informations-, Werbe- und Buchmedien, im öffentlichen Raum, in der Mode, in Fotografie, Film und Medienkunst.

Die fast 600 Exponate werden in sechs Doppeljahrzehnten dargestellt: Der Aufbruch in neue Gestaltungen als Reaktion auf den drohenden Qualitätsverlust im Zeitalter industrieller Druck-Herstellung (1890-1909), die typografischen Innovationen der Moderne (1910-1929), Einflüsse des Art Déco und die Instrumentalisierung der Schrift als politische Botschaft (1930-1949), die Nachkriegsmoderne zwischen swiss style und new bauhaus, die Auflösung der Grenzen zwischen Schrift und Bildender Kunst in Pop Art, Konkreter und Visueller Poesie (1950-1969), die Dekonstruktion der Schrift zwischen Konzeptkunst und Postmoderne (1970-1989) und schließlich die digitale Renaissance der Schrift als Universalmedium einer globalisierten Welt (1990-2009). Quelle: Pressemitteilung der SMB.

„Eines der sprechendsten Ausdrucksmittel jeder Stil-Epoche ist die Schrift. Sie gibt nächst der Architektur wohl das am meisten charakteristische Bild einer Zeit und das strengste Zeugnis für die geistige Entwicklungsstufe eines Volkes. Wie sich in der Architektur ein voller Schein des ganzen Wogens einer Zeit und äußeren Lebens eines Volkes widerspiegelt, so deutet die Schrift Zeichen inneren Wollens. Sie verrät von Stolz und Demut, von Zuversicht und Zweifel der Geschlechter“, so, etwas pathetisch, 1901 Peter Behrens.
Die Ausstellung in den Sonderausstellungshallen im Kulturforum am Potsdamer Platz, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin-Tiergarten, läuft nur noch bis zum 16. Januar 2011. Wer danach Lust auf eine weitere „Schrift“-Ausstellung hat, kann sich im Kupferstich-Kabinett im Kulturforum noch die Ausstellung „Schrift als Bild. Schriftkunst und Kunstschrift vom Mittelalter bis zur Neuzeit“ ansehen (bis 23. Januar 2011).
Eine Führung durch die Ausstellung finden Sie hier.