Der Moleküle-Mann in der Spree

Von Friedhelm Denkeler,

»Der Moleküle-Mann in der Spree«, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2005
»Der Moleküle-Mann in der Spree«, Jonathan Borofsky, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2005

30 Meter hoch, 45 Tonnen schwer und dennoch transparent und leicht, steht seit 1999 die Großskulptur von Jonathan Borofsky aus Aluminiumplatten mitten in der Spree in der Nähe der Elsenbrücke und der Treptowers. Hier befindet sich die Nahtstelle zwischen den ehemaligen Bezirken Friedrichshain, Kreuzberg und Treptow und gleichzeitig zwischen West- und Ostberlin.

Mit den drei Figuren erinnert Jonathan Borofsky daran, »dass sowohl der Mensch als auch die Moleküle in einer Welt der Wahrscheinlichkeit existieren und das Ziel aller kreativen und geistigen Traditionen ist, Ganzheit und Einheit innerhalb der Welt zu finden«. Kennengelernt habe ich Borofsky auf der »dokumenta 9« mit seinem Werk »Man Walking To The Sky«. Der Himmelstürmer steht inzwischen auf dem Platz vor dem Kulturbahnhof in Kassel.

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Die work in progress-Serie »In den Straßen von Berlin« besteht aus großformatigen Farb-Fotos aus dem Nach-Wende-Berlin. Die Photographien zeigen den Wandel des Stadtbildes seit dem Jahr 2000: Abriss des Palastes der Republik und neue Hotels, hauptsächlich im Ost-Teil der Stadt, Bautätigkeiten im alten Westen, das Tempelhofer Feld, das seit 2008 als Flugbahn ausgedient hat, Touristenströme am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie, am Hauptbahnhof und im Lustgarten in Mitte. Das Portfolio wird laufend ergänzt. Ein Künstlerbuch ist für 2024 geplant.

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Laras Schrotthaufen im wilden Norden

Von Friedhelm Denkeler,

Impressionen von der dOCUMENTA 13 in Kassel

Ein weiterer Standort der Documenta 13 ist der Haupt-/ Kulturbahnhof von Kassel. Jonathan Borofskys Man Walking to the Sky (Himmelsstürmer), die Ikone der documenta 9 (1992), ist mittlerweile vom Friedrichsplatz hierher umgezogen (siehe Foto), stürmt noch immer dem Himmel entgegen und hat nichts von seiner Aussagekraft verloren.

"Documenta 9 (1992): Jonathan Borofskys "Man Walking to the Sky", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Documenta 9 (1992): Jonathan Borofskys Man Walking to the Sky«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

Es ist noch früh am Morgen und eine Documenta-Mitarbeiterin weist darauf hin, dass noch alles geschlossen sei, wir uns aber schon einmal den ›Schrotthaufen‹ ansehen könnten. Gemeint ist das Werk Momentary Monument IV der Italienerin Lara Favaretto am Ende des ehemaligen Güterumschlagsplatzes. Der Fotograf hat eine herrliche Aussicht auf Kunst, alte Gleise, eine wild wuchernde Natur (siehe Foto) und da es früh am Morgen ist, trüben ausnahmsweise auch erst wenige Kunstbegeisterte seine Sicht.

"Kassel Hauptbahnhof: Der wilde Norden", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Kassel Hauptbahnhof: Der wilde Norden«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

Lara Favaretto hat hier mehrere Lastwagenladungen voller Metall-Schrottteile aus Kasseler Recyclinghöfen auskippen lassen. Der Blick auf vierzig Tonnen Altmetall lässt eine fremde Welt entstehen, in der es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt, je nachdem, wo man gerade steht. Das Werk ist eine einzige amorphe Masse. Man sollte es sich nicht entgehen lassen (siehe Foto).

"Documenta 13: Momentary Monument IV von Lara Favaretto", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Documenta 13: Momentary Monument IV von Lara Favaretto«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

Aus diesem Schrotthaufen nimmt Favaretto einzelne Teile heraus und präsentiert sie museal in einem Raum innerhalb der Lagerhallen (siehe Foto). Die entstandenen Lücken im Schrotthaufen füllt sie mit ähnlichen Teilen aus rohem Zement aus. »Im Denken der Documenta gewinnt auch der Schrott eine Schönheit eigenen Rechts« [DIE ZEIT].

"Documenta 13: Lara Favaretto: Ein Metallobjekt, das während des Abladens des Metallschrotthaufens ausgewählt wurde", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Documenta 13: Lara Favaretto: Ein Metallobjekt, das während des Abladens des Metallschrotthaufens ausgewählt wurde«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

Über den 1850 gebauten Bahnhof wurde bis 1991 der gesamte Fernverkehr abgewickelt; heute läuft dieser über Kassel-Wilhelmshöhe. Der ehemalige Hauptbahnhof wird unterdessen nur noch für den Nahverkehr genutzt; große Teile des Bahnhofs stehen leer, werden gewerblich vermietet oder für Ausstellungen bespielt.