Ein Schmetterlingsgarten ohne Schmetterlinge und eine Welle ohne Welle

Von Friedhelm Denkeler,

Impressionen von der dOCUMENTA 13 in Kassel (12)

"Documenta 13: Song Dong mit Doing Nothing Garden", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Documenta 13: Song Dong mit Doing Nothing Garden«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

Mitten auf der Karlswiese vor der Orangerie in der Karlsaue hat der chinesische Installations- und Performance-Künstler Song Dong einen sechs Meter hohen Berg aufgeschüttet: „Doing Nothing Garden“. Der Bonsaiberg besteht im Wesentlichen aus Zivilisationsmüll. Dieser ist Schicht für Schicht mit organischen Abfällen und Erde überdeckt und mit Gras und Wildkräutern überwachsen (siehe Foto). Abends sollen die Neon-Schriftzeichen Doing Nothing zu lesen sein. Ein künstlicher Berg in einer Kunstlandschaft; »gleichwohl ist er ein in sich lebender Organismus und beweist so, dass im richtigen Kontext sogar Nichtstun schöpferische Wirkung entfalten kann« [Katalog].

"Documenta 13: Kristina Buchs Schmetterlingsgarten", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Documenta 13: Kristina Buchs Schmetterlingsgarten«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

Die deutsche Künstlerin Kristina Buch hat eine ähnliche Arbeit auf dem Friedrichsplatz vor dem Staatstheater Kassel geschaffen. Dieses Werk erinnert aber eher an die erste Documenta 1955, die im Rahmen der Bundesgartenschau stattfand. Ein quadratischer Miniatur-Garten wächst auf einem erhöhten Podium. Dieser „hängende“ Garten wurde mit Brennnesseln und Disteln rund um eine farbige Blütenpracht bepflanzt; der ideale Garten für Schmetterlinge. Dazu wurden dort Hunderte Schmetterlingspuppen ausgelegt. Sie sollen die Blumeninsel bevölkern. Ich konnte leider keinen einzigen Falter ausmachen (siehe Foto).

"Documenta 13: Massimo Bartolinis Wave", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Documenta 13: Massimo Bartolinis Wave«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

So ähnlich erging es mir bei der Arbeit des Italieners Massimo Bartolini, Wave genannt. Während unseres Besuches war die Welle nur ohne Welle zu sehen. Sie besteht aus einem in die Karlswiese eingelassenen rechteckigen, mit Wasser gefüllten Bassin, umgeben von einem Kornfeld. In dem Bassin soll eine Welle gleichmäßig hin und her schwappen, eine Welle, die nirgendwo hin wandern kann und niemals ausläuft (siehe Foto).

Das war der letzte Vormittag in Kassel, den wir noch einmal in der Karlsaue und an der Fulda verbrachten, und wir warfen noch einen Blick auf Claes Oldenborgs große Spitzhacke (1982, Documenta 7) am Ufer der Fulda.

"Documenta 7: Claes Oldenborgs Spitzhacke", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Documenta 7: Claes Oldenborgs Spitzhacke«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012