Big Eden
„Leben mit Eden“ – „Er brachte das Licht nach Berlin“

Einer der ersten Clubs, den ich 1968, gerade in Berlin angekommen, besuchte, lag am Kurfürstendamm Nr. 202: das „Big Eden“. Der Ruf dieser legendären Diskothek begründete sich allein auf seinen Besitzer Rolf Eden, den einzigen Playboy Berlins, der Schöne, Reiche und Prominente in den großen Kellerraum lockte.
Mit der Wendezeit, neuen Musiktrends und der Verlagerung der Partyszene in den Ostteil der Stadt („Tresor“, „Bunker“), begann der Niedergang des Clubs, den Rolf Eden 2002 endgültig verkaufte.
Das Big Eden war nicht sein einziges Etablissement. Es begann mit dem Old-Eden, dann folgten der New-Eden und zwei weitere Clubs, die heute alle nicht mehr existieren. Der ungekrönte Discokönig Berlins ist mit seinen 81 Jahren noch immer Playboy, mittlerweile verdient er aber sein Geld mit Mietshäusern.
Im aktuellen Dokumentarfilm von Peter Dörfler „The Big Eden“ werden die Fotos seiner „Wall of F.“ wieder lebendig. Dörfler lässt den 1930 in Berlin geborenen Eden sein Leben erzählen, das ihn 1933 nach Palästina und über Paris 1957 wieder nach Berlin führte. Seine Frauen und Gespielinnen, Kinder und Freunde treten gleichfalls vor die Kamera. (Filmausschnitte).
Insbesondere sind immer wieder Super8-Aufnahmen, die Eden oder seine Begleiter auf den zahlreichen Reisen selbst gedreht haben, als Zeitdokument zu sehen. Ich wusste gar nicht, dass lange vor YouTube und Facebook Rolf Eden der Erfinder des Video-Tagebuchs war. Der Film zeigt einen freundlichen älteren Herrn, der seine Eitelkeit unumwunden zugibt, einen großzügigen Egomanen und lebenslang Pubertierenden. Irgendwie rührend. Ein Film zum Jahresanfang, jenseits aller Tristesse des Lebens, den man ungeachtet aller gesellschaftlichen Kritik, mit einem breiten Grinsen verfolgt.
Der Film ist im „Cinema Paris“ zu sehen und bei dieser Gelegenheit kann man sich im „Institut Francais“ auch die Fotoausstellung „Prèsences Uniformes“ von Richard Tronson ansehen (bis 31.01.2011, weitere Informationen hier).
Im »Journal« hat es keinen Jahresrückblick gegeben, aber ein Hinweis auf die aus meiner Sicht fünf besten Filme 2011 sei erlaubt:
- “Die Mühle und das Kreuz”, Lech Majewski: Wie ein Maler und ein Müller die Welt anhielten
- “Melancholia“, Lars von Trier: Warten auf den Big Bang – mit betörenden und verstörenden Bildern
- “True Grit”, Coen-Brüder: Der Eröffnungsfilm der Berlinale
- „Pina“, Wim Wenders: Pina Bausch – Tanz in 3D
- Tom Tykwer „Drei“: Es gibt sie noch – die guten deutschen (Liebes-)Filme