Durch das Ehrenamt in die Insolvenz

Von Friedhelm Denkeler,

Theater O-TonArt in Schöneberg in Not – Ein Spendenaufruf

»Durchs Ehrenamt in die Insolvenz«, so fasst Theaterleiter Bernd Boßmann seine aktuelle Situation zusammen. Vor fünf Jahren gründet er das Theater O-TonArt in der Schöneberger Kulmer Straße 20a. Ohne jegliche Subventionen und mit Hilfe von zehn Ehrenamtlichen bringt Boßmann seitdem Shows, Solo-Abende und klassische Stücke auf die Bühne. Die auftretenden Künstler erhalten ihre Gage,  die Ehrenamtlichen machen ihrem Namen alle Ehre und das Publikum liebt die Bühne. Soweit so gut.

Eine kräftige Mieterhöhung seitens des Vermieters, Gema-Gebühren und Nachzahlungen an die Künstlersozialkasse bedrohen ganz akut diese noch einzig im Kiez verbliebene Spielstätte. Um sie zu retten, hat Theaterleiter Boßmann eine Pressemitteilung veröffentlicht und bittet mit einer guten Idee ganz dringend um Spenden engagierter Berliner und Idealisten. Wer mehr als 1 Euro für das Theater O-TonArt spendet, bekommt zum Dank und gegen Vorlage des Einzahlungsbelegs im nahe gelegenen Café finovo auf dem St. Matthäus-Kirchhof eine von ihm kreierte Berliner Brause, die »Berlinade«, geschenkt.

Bernd Boßmann habe ich 2013 als Finalisten beim »Deutschen Engagementpreis« vorgestellt. Seit acht Jahren ist er in Schöneberg sozial und kulturell engagiert. Urkunden hat er mittlerweile genügend; was er nun braucht ist Geld, um den Pfändungsbescheid vom Finanzamt abzuwenden. Wer mit mindestens 1 Euro dabei sein möchte, der notiert sich bitte die folgenden Kontaktdaten: Bernd Boßmann, Commerzbank 100 400 00, Konto-Nr. 273 3939 00, Stichwort Berlinade. Im Gegensatz zu den subventionierten Bühnen leistet sich das Theater O-TonArt übrigens keine Sommerpause, sondern bringt im August »Felix Krull«, »Allerdings Ringelnatz« und »An Evening with Marlene D.« auf die Bühne. Und wie heißt es so schön in der Dreigroschenoper: »Ist das nötige Geld vorhanden, ist das Ende meistens gut«. Wir wünschen es Bernd von Herzen.

»Oma Kläre's Kabinett der kuriosen Köstlichkeiten«, Theater O-TonArt, Foto © Friedhelm Denkeler 2014
»Oma Kläre’s Kabinett der kuriosen Köstlichkeiten«, Theater O-TonArt, Foto © Friedhelm Denkeler 2014

Mein Foto ist gestern Abend im Theater O-TonArt bei »Oma Kläre’s Kabinett der kuriosen Köstlichkeiten« entstanden. Oma Kläre (Bernd Boßmann) präsentierte illustre Überraschungsgäste, unter anderem Tima die Göttliche, Dieter Rita und Schmidtke der zerfallene Engel. Zukünftig will Oma Kläre immer am letzten Montag des Monats in »Berlins Hoftheater für königliche Unterhaltung« einladen.

Ein Friedhof, ein Café, ein Theater und ein Mann

Von Friedhelm Denkeler,

Bernd Boßmann ist für den Deutschen Engagementpreis nominiert

Alle oben genannten Begriffe reichen nicht aus, um Bernd Boßmann zu beschreiben. Man sollte ihn kennenlernen. Aus aktuellem Anlass, weil er gerade mit seinem Projekt, dem »Garten der Sternenkinder« als Kandidat für den Publikumspreis im Rahmen des »Deutschen Engagementpreises« unter die zehn Finalisten nominiert wurde, wird er heute vorgestellt.

In der Kulmer Straße in Schöneberg hat er das Theater »O-TonArt« gegründet. Auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof an der Großgörschenstraße eröffnete er 2006 das Friedhofscafé Finovo, wo er neben selbstgebackenem Kuchen auch seine Hauptstadt-Limonade Berlinade ausschenkt. Und genau hier hat er über den von ihm mit gegründetem Verein EFEU e.V. den »Garten der Sternenkinder« ins Leben gerufen. Eltern nicht bestattungspflichtiger Kinder erhalten so die Möglichkeit einer angemessenen Bestattung und einen Ort des Gedenkens.

»Bernd Boßmann vor dem Cafe Finovo«, Foto © Friedhelm Denkeler 2013
»Bernd Boßmann vor dem Cafe Finovo«, Foto © Friedhelm Denkeler 2013

Ein kleiner Exkurs über Friedhöfe lässt sich an dieser Stelle auch angesichts der nahenden Gedenktage nicht vermeiden. Wer einmal über den oft zitierten und berühmten Südwestkirchhof Stahnsdorf gelaufen ist und sich über die an der nördlichen Begrenzung stehenden Wandgräber, die irgendwie aus der Zeit gefallen sind und architektonisch deplatziert wirken, wunderte, dem sei gesagt, dass eben diese 1938/39 im Zuge der von Albert Speer geplanten Nord-Süd-Achse vom Alten St.-Matthäus-Kirchhof dorthin verlagert wurden.

An ihrer Stelle befinden sich an der Schöneberger Friedhofsmauer nun Wandmalereien, die die ursprünglichen Umrisse der monumentalen Grabarchitekturen silhouettenhaft andeuten. Die meisten der kunst- und kulturhistorisch wertvollen Anlagen und Mausoleen sind glücklicherweise noch an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort an der Großgörschenstraße zu bewundern. In Form von Patenschaften, die der Verein EFEU e.V. vermittelt, werden sie als Kulturdenkmäler instandgehalten, restauriert oder rekonstruiert.

Das Engagement von Bernd Boßmann kennt keine Grenzen und seine Nominierung ist mehr als eine schöne Anerkennung. Daher sei heute einmal zum voten aufgerufen, denn Bernd steht nicht nur für nicht nur gesellschaftliches Engagement, sondern ist stets auch die »Seele vom Ganzen«.