Neunmal Neukölln – Berliner Stadtgänge

Von Friedhelm Denkeler,

Prolog zum Portfolio und Künstlerbuch »Neunmal Neukölln», 1984/2020

Künstlerbuch »Neunmal Neukölln«, 1984/ 2020
Künstlerbuch »Neunmal Neukölln«, 1984/ 2020

»Es geht oder es geht nicht, entweder das eine oder das andere. … Mit dem Verhältnispaar gehen/ nicht gehen ist eine Ur-Binarität hergestellt. Das Gehen stellt gewissermaßen den Zugang zur Welt her, das Nicht-Gehen vereitelt ihn« [Aurel Schmidt: »Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden«, Wien, 2007]

Die Vorläufer der Stadtgänge fangen mit der biblischen Vertreibung von Eva und Adam aus dem Paradies an. Schritt für Schritt erkundeten sie anschließend die Welt. Nichts anderes macht der Photograph heutzutage, wenn er, wie ich Ende der 1970er Jahre, durch Neukölln wandert und seine Motive findet. Finden bedeutet ursprünglich »einen Weg betreten«, das heißt auf den eigenen Füßen neue Perspektiven oder Altbekanntes mit neuen Augen entdecken.

Das geht nicht beim Hasten oder Fahren und es bedeutet auch, sich öfter abseits der altbekannten Wege zu bewegen. Der Photograph muss dabei offen für Sujets sein, die seiner momentanen Stimmungslage entsprechen. Diese Art des Gehens könnte man im Gegensatz zum alltäglichen Stadtgang als gefühlvollen Stadtgang bezeichnen. Für diesen kreativen Prozess muss man über die Begrenztheit des eigenen Horizonts hinausgehen, das heißt über das bereits Angeeignete und Bekannte hin zu Neuem und Unbekannten.

»Wer sitzt, denkt an Besitz. Wer geht ist bewandert» [Aurel Schmidt: »Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden«, Wien, 2007]

Künstlerbuch »Neunmal Neukölln«, 1984/2020, Fotos © Friedhelm Denkeler 2020
Künstlerbuch »Neunmal Neukölln«, 1984/2020, Fotos © Friedhelm Denkeler 2020

Anmerkung zum Portfolio und Künstlerbuch »Neunmal Neukölln«, 1984

Während meiner Neuköllner Zeit unternahm ich mehrere fotografische Stadtgänge, die im vorliegenden Portfolio mit den folgenden neun Kapiteln mündeten: 1 Der Körnerpark, 2 Schienen und Bauten in wilder Natur, 3 Von Garagen, Tankstellen und Werkstätten, 4 Die High-Deck-Siedlung, 5 In der Kleingarten-Anlage, 6 Stadtgänge im Industriegebiet, 7 An der Mauer und am Teltow-Kanal, 8 Pittoreskes aus Neukölln und 9 Ein Friedhof im Schnee und Epilog. Die Aufnahmen entstanden zwischen 1977 und 1984 in Berlin-Neukölln. Siehe ausführlichen Artikel »Neunmal Neukölln – Berliner Stadtgänge« auf meiner Website LICHTBILDER.

Digitale Abzüge

Das gesamte Portfolio besteht aus 180 Photographien. In einer Übersicht auf meiner Website »Lichtbilder« stehen 45 als Indexprint (je 5 aus den 9 Kapiteln) und 9 als Einzelbilder (je 2 aus den 9 Kapiteln) zur Ansicht bereit. Die Größe der Original-Prints beträgt 30 x 45 cm (Bildmaß = Blattmaß) in einem Passepartout 50 x 60 cm. Belichtet werden sie auf »Fujicolor Crystal Archive Papier« (PE), 250 Gramm.

Analoge Abzüge

Auf Wunsch werden die Schwarzweiß-Photographien im analogen Entwicklungsprozess mit Silbergelatine-Barytpapier (Ilford) archivfest ausgearbeitet. Für eine schwarzweiße Photographie ist Barytpapier die edelste Art von Fotopapier. Die Größe der Fotoabzüge beträgt: Bildmaß: 30 x 45 cm, Blattmaß:  40 x 55 cm. Das kartonstarke Papier ist 315 g/qm schwer. Die Auflage beträgt in der Regel max. 10+2 AP.

Künstlerbuch

Die 180 Bilder sind auch als gedrucktes Künstlerbuch mit 216 Seiten im Format 29,7 x 21,0 cm in einer limitierten Auflage 30 + 4 AP im Selbstverlag erschienen (2020). 
 Gestaltung, Satz: © Friedhelm Denkeler 2020. 
Druck: WhiteWall Media GmbH, 50226 Frechen.


Künstlerbücher sind ein eigenständiges Genre der bildenden Kunst. Sie bewegen sich im Schnittpunkt von Büchern und Kunst, werden in der Regel vom Künstler selbst produziert und im Eigenverlag herausgegeben. Beim Buchobjekt handelt es sich oft um Unikate, ansonsten erwartet der Sammler eine limitierte Auflage, die vom Künstler nummeriert und signiert ist (siehe auch der ausführliche Artikel »Künstlerbücher – Das Buch als Kunstobjekt«