Alles ist Ei

Von Friedhelm Denkeler,

Marcel Broodthaers: "Paniers avec œufs", 1966 (Ausstellung "Das Kapital – Schuld, Territorium, Utopia" Hamburger Bahnhof), Foto © Friedhelm Denkeler 2016
Marcel Broodthaers: »Paniers avec œufs«, 1966, Ausstellung »Das Kapital – Schuld, Territorium, Utopia«, Hamburger Bahnhof, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2016

Die Poesie dieser Skulptur steht im herrlichen Kontrast zu ihrem objektivierenden Titel. Sie zeigt zwei scheinbar identische Körbe nebeneinander, gefüllt mit leeren, zerbrochenen, weggeworfenen Eierschalen, die Marcel Broodthaers ob ihrer selbst genügenden Vollkommenheit bewunderte. Wie Muscheln – ein anderes vom Künstler geschätztes Material – enthält die Positivform der Schale ihre eigene Negativform. »Alles ist Ei« erklärt er in seinem Text »Evolution ou œufs« von 1965: »Die Welt ist ein Ei. Sie ist aus dem großen Dotter, der Sonne, hervorgegangen. Und der Bauch einer Welle ist weiß. Ein Haufen Eierschalen der Mond. Eierschalenstaub die Sterne. Lauter tote Eier.« [Nationalgalerie, Staatliche Museen Berlin, Text: Ausstellungsheft Das Kapital – Schuld, Territorium, Utopia«, Hamburger Bahnhof Berlin]