Sonnenschein. Oder: Fighting in a concrete Jungle

Von Friedhelm Denkeler,

Christian Schulz mit Fotografien aus den 1980er Jahren in der Collection Regard

Dagmar Stenschke (1947 – 2011), in den einschlägigen Kreuzberger Kneipen nur »Sunshine« genannt, soll ihre Anrede auf den Namen ihres Lieblings-LSD bezogen haben. Jetzt ist sie großformatig auf einer Fotografie von Christian Schulz in der Galerie »Collection Regard« von Marc Barbey in der Steinstraße 12 in der Ausstellung »Christian Schulz – Fotografien. West-Berlin 1981–1989«, noch bis zum 25. Mai 2017 zu sehen. Schulz (*1961) kam 1981 aus Nord-Deutschland nach West-Berlin, in die Halbstadt, die viele junge Leute wegen ihres besonderen Status als Freiraum begriffen und gestalteten. Schulz fotografierte für die tageszeitung (TAZ), Zitty, später auch für die Berliner Zeitung“ und arbeitet als Standfotograf u.a. bei den Filmen von Christian Petzold.

Christian Schulz mit der Arbeit »Dagmar Stenschke, genannt Sunshine« 1982, Foto © Friedhelm Denkeler 2017
Christian Schulz mit der Arbeit »Dagmar Stenschke, genannt Sunshine« 1982, Foto © Friedhelm Denkeler 2017

Es war die Zeit der Demonstrationen, CSD-Paraden, der besetzten Häuser in Kreuzberg und Schöneberg, die Zeit der Konzerte von Ton, Steine, Scherben mit Rio Reiser, den Bands Malaria oder IDEAL an den inzwischen legendären Orten wie dem SO36, der Brauerei Zehlendorf oder dem Tempodrom. Christian Schulz war immer mit der Kamera dabei. Seine ehrlichen und persönlichen Porträts von Penelope Cruz, Michelangelo Antonioni, Emmanuelle Béart, Maria Schrader, Johnny Depp, Jane Birkin oder Wim Wenders, die während der Internationalen Filmfestspiele in Berlin entstehen, lichten die Porträtierten nicht als unnahbare Stars, sondern als uns berührende Menschen ab.

Die Schwarz-Weiß-Fotografien von Christian Schulz sind fesselnde Erzählungen. Die Bilder sind informell und en passant aufgenommen, nichtdestotrotz gelingt es Schulz, die Essenz des Moments, der Bewegung und des Geschehens erzählerisch einzufangen. Die Bilder ermöglichen uns, in diese festgehaltenen Momente einzutauchen, sie wahrhaftig zu erleben und einzelnen Menschen zu begegnen. Ob mitten in einer Demonstration, im Konzertsaal oder im Privaten eines besetzten Hauses, erlauben uns die Bilder mit seltener, erfrischender Leichtigkeit und Respekt nah dran zu sein. Die eingefangene Welt wird lebendig und bringt uns zum Staunen, zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken oder zum Erschrecken. [Marc Barbey].

Die Ausstellung wird durch die Publikation aus dem Lehmstedt Verlag »Christian Schulz – Die wilden Achtziger. Fotografien aus West-Berlin« begleitet. www.collectionregard.de