Ein Pferd ohne Pferdefuß

Von Friedhelm Denkeler,

Die traurigen Pferde von Gustavo Aceves auf dem Pariser Platz in Berlin

Gustavo Aceves: "Lapidarium – Grenzen überwinden" (Pariser Platz), Foto © Friedhelm Denkeler 2015
Gustavo Aceves: »Lapidarium – Grenzen überwinden, Pariser Platz, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2015

Der Mexikaner Gustavo Aceves hat aus archäologischen Resten zwanzig überlebensgroße ›Pferde‹ aus Bronze, Marmor und Beton geschaffen und unter dem Titel Lapidarium – Grenzen überwinden direkt vor der Quadriga auf dem Pariser Platz aufgestellt. Nur die Skulptur, die direkt vor dem Brandenburger Tor steht ist halbwegs intakt. Je weiter man vom Tor weggeht, desto unvollständiger sind die folgenden neunzehn Skulpturen, die sich alle in Richtung Brandenburger Tor bewegen bis zum Ende hin nur noch die Wirbelsäule eines Pferdes zu sehen ist. Und hier, in einer Art Boot, befinden sich auch die fehlenden Pferdebeine.

Die hoch erhobenen Pferde der Quadriga von Johann Gottfried Schadow stehen symbolisch für den Sieg der Göttin Victoria; Aceves Pferde lassen hingegen den Kopf hängen, drücken Unterwerfung und Angst aus. Ihnen fehlen nicht nur die Beine, manchmal fehlt auch ein Teil des Kopfes oder in der Oberfläche sind Risse, blanke Rippen und die Wirbelsäule zu sehen. Laut Aceves soll sein Werk an die vielen afrikanischen Flüchtlinge und die Einwanderungswelle nach Europa erinnern. Die Skulpturen sind nur noch bis zum 10. Mai 2015 vor dem Brandenburger Tor zu sehen.

Gustavo Aceves: "Lapidarium – Grenzen überwinden" (Pariser Platz), Foto © Friedhelm Denkeler 2015
Gustavo Aceves: »Lapidarium – Grenzen überwinden«, Pariser Platz, Berlin, Foto © Friedhelm Denkeler 2015