Wenn der Film das bessere Theater ist

Von Friedhelm Denkeler,

»Venus im Pelz« von Roman Polanski. Und wieder wird ein Handy zum Schweigen gebracht

Das Leben macht uns zu dem, was wir sind, wenn wir es gar nicht erwarten [Filmzitat]

»Venus ohne Pelz« (Ausschnitt aus «Venus und Amor«, Lucas Cranach d.Ä., um 1530), Foto © Friedhelm Denkeler 2013
»Venus ohne Pelz« (Ausschnitt aus «Venus und Amor«, Lucas Cranach d.Ä., um 1530), Foto © Friedhelm Denkeler 2013

Eine langsame Kamerafahrt durch eine Allee. Schritte. Es geht immer weiter geradeaus. Innehalten, ein Schwenk nach rechts und der Blick fällt auf ein Theater. Die Türen öffnen sich ins Foyer und ins Parkett. Eine halbdunkle Bühne, einige Requisiten, eine Schauspielerin und ein Schauspieler. Das Spiel beginnt. Die Türen werden geschlossen und wieder diese Allee. Ende.

Ein Buch, eine Adaption für das Theater, ein Regisseur und ein Film. Wie aus diesen Zutaten ein grandioses Kammerspiel wird; wie sich die Rollen entwickeln und tauschen; wie Kostüme und Make-Up einen Menschen und sein Verhalten verändern und wie man zu dem wird, der man eigentlich ist, hat Polanski gekonnt in Szene gesetzt.

Die Entwicklung der Figuren ist überraschend, aber schlüssig; alle Gesten und Dialoge sind perfekt aufeinander abgestimmt. Der Zuschauer steht mit beiden Protagonisten auf der Bühne und kann sich ihrem Spiel nicht entziehen. Emanuelle Seigner (Polanskis Frau) als Venus und Mathieu Amalric (sieht aus wie der junge Polanski) als Regisseur spielen grandios und werden von Christin Marquitan und Olaf Reichmann hervorragend synchronisiert.

Ein Film, den man nicht so schnell vergessen kann und der Hinweis auf das Handy, ist nur für diejenigen bestimmt, die auch Roman Polanskis »Gott des Gemetzels« gesehen haben. Trailer »Venus im Pelz«