Neun Tage Liebe und Frieden im Kalten Krieg

Von Friedhelm Denkeler,

X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten vom 28. Juli bis zum 5. August 1973 in Ost-Berlin

"Munteres Treiben unter der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz", Foto © Friedhelm Denkeler 1973
„Munteres Treiben unter der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz“, Foto © Friedhelm Denkeler 1973

Acht Millionen Besucher und 25.000 geladene Gäste aus 140 Ländern feierten im Sommer 1973 das Woodstock des Ostens in Ost-Berlin. Auf 95 Bühnen waren Lieder der Singeklubs zu hören; es spielten Jugendblasorchester und Beatbands.

Bis in die frühen Morgenstunden herrschte auf den Straßen und Plätzen der Stadt ein munteres Treiben. Die DDR-Führung wollte sich unter Honecker liberal und weltoffen präsentieren. Nach den Spielen war es damit bald wieder vorbei.

Die Volkspolizisten und natürlich auch die Stasi sollten sich möglichst zurückhalten, bzw. unauffällig bleiben. So nutzten die DDR-Jugendichen ihre ungewohnte Freiheit zum Austausch politischer und kultureller Meinungen mit der Jugend der Welt.

Regierungskritische Jugendliche wurden bereits vor den Spielen an der Teilnahme gehindert, wurden festgesetzt oder erhielten ein Einreiseverbot nach Ost-Berlin. Regierungsfeindliche Transparente oder Flugblätter waren natürlich nicht zu sehen und es gab – wie erwartet – keine Zwischenfälle.

Auch das DDR-Fernsehen zeigte sich international und freizügig: Um Mitternacht liefen erotische Filme aus Italien im Programm und im Jugendstudio DT64 des Radios wurden internationale Hits gespielt. Beides sahen und hörten wir natürlich auch in West-Berlin.

"Demonstration der DDR-Jugend", Foto © Friedhelm Denkeler 1973
»Demonstration der DDR-Jugend«, Foto © Friedhelm Denkeler 1973
"X. Weltfestspiele in Ost-Berlin", Foto © Friedhelm Denkeler 1973
»X. Weltfestspiele in Ost-Berlin«, Foto © Friedhelm Denkeler 1973
"Blaue Hemden", Foto © Friedhelm Denkeler 1973
»Blaue Hemden«, Foto © Friedhelm Denkeler 1973