Bogota – Wieder verschwindet ein Stück Berliner Westen

Von Friedhelm Denkeler,

Petition »Das Hotel Bogota soll leben«

Sie schlafen in heiligen Räumen [Helmut Newton]

"Hotel Bogota in der Schlüterstraße", Foto © Friedhelm Denkeler 2013
»Hotel Bogota in der Schlüterstraße«, Foto © Friedhelm Denkeler 2013

Nach den Kinos Gloria-Palast (jetzt: Modekette), Marmorhaus (jetzt: Modekette), Kurbel (jetzt: Öko-Supermarkt), Filmbühne Wien (jetzt: Apple-Store) und den Cafés Kranzler und Möhring soll wieder ein gewachsenes Stück West-Berlin verschwinden: Das Hotel Bogota mit seinem Forum für Fotografie, mit Lesungen und Kulturveranstaltungen in der Schlüterstraße 45, Ecke Kurfürstendamm.

Das denkmalgeschützte Gebäude in der Schlüterstraße wurde 1911 als Wohnhaus errichtet und beherbergte u.a. in den 1920er Jahren den Unternehmer Oskar Skaller, dessen legendäre Feste mit einem Auftritt von Benny Goodman gekrönt wurden. 1936 betrat Helmut Newton erstmals das Haus, um eine Fotolehre bei YVA zu beginnen.

Die auf den bürgerlichen Namen getaufte Elisabeth Neuländer und später verheiratete Neuländer-Simon, die in der Welt der Modefotografie als YVA berühmt wurde, war bekannt für ihre avantgardistischen Modeaufnahmen, die in zahlreichen Magazinen publiziert wurden. Ihr Atelier erstreckte sich über zwei Etagen und nachdem sie begonnen hatte auch berühmte Persönlichkeiten zu porträtieren, gingen diese im Atelier ein und aus. 1938 erhielt sie als Jüdin Berufsverbot und musste das Atelier schließen. Der gesamte Archiv wurde im Krieg zerstört.

Der Propriétaire des Hotels Bogota Joachim Rissmann, Foto © Friedhelm Denkeler 2013
Der Propriétaire des Hotels Bogota Joachim Rissmann, Foto © Friedhelm Denkeler 2013

Der Propriétaire des Hotels Joachim Rissmann setzt in seinem Hotel die fotografische Tradition des Hauses fort. Seit 1994 veranstaltet er mit seinem Photoplatz in mehreren Räumen wechselnde Fotoausstellungen. Er betont stets, kein Galerist zu sein, sondern möchte neben dem Hotelbetrieb die Erinnerungen an die Geschichte des Hauses lebendig halten. Und das gelingt ihm wirklich. Es herrscht eine angenehme, familiäre und wohnliche Atmosphäre im gesamten Hotel.

Gerade die Ecke Kurfürstendamm/ Schlüterstraße ist mittlerweile zum Spekulationsobjekt verkommen. Und nun ist scheinbar das Hotel Bogota dran. Nachdem dann die üblichen Büros und Luxusläden eingezogen sind, bleibt als Feigenblatt nur noch eine Gedenktafel übrig, die an die Geschichte des Hauses und ihrer Bewohner erinnert.

Das mindeste, was man tun kann, ist die Petition »Das Hotel Bogota soll leben« an den Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit und Staatssekretär Dr. André Schmitz zu unterzeichnen. Viva Bogota!

In YVA's Atelier im Hotel Bogota, Foto © Friedhelm Denkeler 2013
In YVA’s Atelier im Hotel Bogota, Foto © Friedhelm Denkeler 2013

Aus den Kommentaren der Unterzeichner der Petition »Das Hotel Bogota soll leben«:

So einen Ort wie das Hotel Bogota wird es nie wieder geben | Das Hotel Bogota ist ein Stück der Kulturgeschichte Berlins | Berlin kann nicht einerseits eine Themenjahr „Zerstörte Vielfalt ausrufe, während es andererseits zulässt, dass diese Vielfalt munter weiter zerstört wird | Das Haus hat es nicht verdient, das seine Geschichte in Büchern verpackt vergessen wird |

Es wäre schön, wenn einmal nicht die Geldvermehrung das Wichtigste wäre | Erinnerung braucht lebendige Orte | Atmosphäre entsteht nicht mit einem Fingerschnips, sie bildet sich über einen langen Zeitraum hinweg durch die Menschen, die einen Ort lieben und beleben | Bitte nicht alleine Raum für Konsum schaffen, sondern auch zum leben lassen |

Ohne das Hotel Bogota würde diese Stadt einen weiteren Ort der Ausstrahlung und Wärme verlieren | Hier begegnet man Globetrottern, Künstlern, Intellektuellen und Genießern aller Art | Ein wunderbarer Ort, betrieben von einer engagierten Familie mit einem Auge für Kunst und Fotografie. www.bogota.de