Der Architekt des Lichts und des Minimalismus

Von Friedhelm Denkeler,

Die Lichtinstallationen von Dan Flavin im Hamburger Bahnhof

Der Hamburger Bahnhof beherbergt seit 1996 das Museum für Gegenwart der Nationalgalerie in Berlin. Es werden dort Hauptwerke der Nationalgalerie, der Sammlung Marx und der Friedrich Christian Flick Collection gezeigt. Wenn man den dreiflügligen Ehrenhof betritt, fällt als erstes die Lichtinstallation von Dan Flavin an der historischen Fassade des ehemaligen Bahnhofs auf. Sie besteht aus 120 blauen und grünen fluoreszierenden Leuchtstoffröhren. Es ist das letzte ortsgebundene, zu Lebzeiten des Künstlers, ausgeführte Werk.

"Dan Flavin im Hamburger Bahnhof", Foto © Friedhelm Denkeler 2012
»Dan Flavin im Hamburger Bahnhof«, Foto © Friedhelm Denkeler 2012

Auf besonderen Wunsch des Künstlers ist diese Lichtinstallation rund um die Uhr im Betrieb. Den blaugrünen Gruß vom nächtlichen Hamburger Bahnhof kennen die Fahrgäste auf der nahe gelegenen Stadtbahnstrecke.

Jetzt wurden im Ostflügel des Museums die Werke des US-Amerikanischen Künstlers Dan Flavin (1933-1996) aus den Sammlungen des Museums zusammengeführt. Flavin begann 1961 mit Licht als künstlerischem Material zu arbeiten und nutzte hauptsächlich industriell gefertigte Neonröhren für die Installationen.

Seine Werke konstruierte er eng angepasst an die Raumstrukturen, Ecken und Gesimse der jeweiligen Standorte. Die Licht-Objekte spiegeln sich in der Deckenverkleidung und in den Fenstern. Stimmungsräume entstehen, die den Besucher mit einbeziehen: Die Farben „färben“ auf die Betrachter ab. Für Fotografen haben diese Arbeiten eine hohe Anziehungskraft.

Flavin nahm an der documenta 1968 und 1977 in Kassel teil. Seine Werke verlöschen zwar, wenn die Lampen ihren Geist aufgeben – nach ca. 2000 Stunden. Das mag auf die einzelne Leuchtstoffröhre zutreffen, die man aber stets austauschen kann (zumindest solange es sie noch zu kaufen gibt!). Als Kunstwerke des Minimalismus aber sind seine Arbeiten von Dauer. Sie sind im besten Sinne zeitlos.

Seit beinahe 100 Jahren nutzen Künstler das immaterielle Medium Licht in Form von Glühbirnen, Neonröhren und Scheinwerfern. Dan Flavin lässt das Publikum Räume durch den Einsatz maschinell produzierter Neonröhren anders wahrnehmen. Anthony McCall hingegen formt mit Licht Skulpturen; seine Lichtprojektionen sind gleichzeitig in der Historischen Halle im Hamburger Bahnhof zu sehen (siehe Die Lichtdome vom Hamburger Bahnhof). Dan Flavin’s Werke finden Sie in dieser PDF-Datei der Universität Heidelberg.