Weder Gott, noch Gemetzel

Von Friedhelm Denkeler,

Roman Polanskis »Gott des Gemetzels« im Kino

Ich glaube an den Gott des Gemetzels, dessen Gesetze seit Anbeginn der Zeit unverändert gelten. [Alan Cowan/Christoph Waltz]

"Der Gott des Gemetzels", Delphi, Foto © Friedhelm Denkeler 2011
»Der Gott des Gemetzels«, Delphi, Foto © Friedhelm Denkeler 2011

Weder Gott, noch Gemetzel möchten sie sehen, so die Antwort auf meine Frage nach einem gemeinsamen Besuch des neuen Polanski-Films. Aber der Hinweis auf Polanskis Verfilmung des gleichnamigen Theaterstückes von Yasmina Rezas beruhigte die Gemüter.

Also – zwei Paare sehen sich an einem kalten Herbsttag zwei Paare auf der Leinwand an: Nancy Cowan (Kate Winslet) und Alan Cowan (Christoph Waltz), sowie Penelope Longstreet (Jodie Foster) und Michael Longstreet (John C. Reilly), die sich selbst beweisen möchten, dass zivilisierte Menschen keine Kriege miteinander führen müssen. Es kommt dann aber doch ganz anders.

Mit diesem Film hat Polanski das viel gespielte Theaterstück von Yasmina Rezas »Der Gott des Gemetzels« in Szene gesetzt. Anlass des Streits der beiden Paare, ist die Auseinandersetzung ihrer Kinder, bei der ein Sohn einen Zahn verloren hat. Am Anfang gehen sie betont freundlich miteinander um, bald aber bröckelt die Fassade immer mehr und die Dialoge gehen in offenen Hass über.

Penelope Longstreet, eine selbsternannte Weltretterin, lässt ihre moralische Überlegenheit jeden spüren, ein Gutmensch eben. Ihr Mann Michael, ein Eisenwarenhändler und vermeintlicher Hamstermörder, der immer versucht schlichtend einzugreifen, rastet am Ende einfach nur aus. Nancy Cowan, die Brokerin, versenkt das Handy ihres ständig telefonierenden Mannes Allan, eines Anwalts in den Diensten finsterer Pharmakonzerne, in der Vase mit einem Strauß gelber Tulpen.

Klug und pointiert, entlarvend und abgründig, vor allem aber kurz und bündig – in nur 78 Minuten – liegen die Errungenschaften des zivilisierten Umgangs in Trümmern. Die Regeln des Miteinanders, die den Mensch als soziales Wesen auszeichnen, gelten nicht mehr. Der Gott des Gemetzels hat die Macht an sich gerissen – auch wenn auf diesem Schlachtfeld nicht ein Tropfen Blut fließt. Das Bemerkenswerte an der Eskalation: Die Frontlinie verläuft nicht nur zwischen den beiden Paaren. Das Quartett mischt seine Karten im Minutentakt neu. [Jörg Albrecht im Deutschlandfunk]

Das Stück spielt die gesamte Zeit in der Wohnung der Longstreets, nur die Eingangsszene zeigt den Streit der beiden Kinder draußen im Park und zum Schluss sehen wir die Kinder wieder gemeinsam im Park spielen, selbst der ausgesetzte Hamster genießt mittlerweile die freie Natur. Ein »Theaterstück« mit vier sehr guten Spielern, aber ein zwiespältiger Eindruck bleibt: Vielleicht ist das Stück auf der Bühne doch besser aufgehoben. Unser weiterer Abend verlief übrigens friedlich. Trailer Gott des Gemetzels