BERLIN, Blicke

Von Friedhelm Denkeler,

Ein Fotopreis schreibt subjektive Stadtgeschichte 1990 bis 2010

Die heutige Eröffnung der Fotoausstellung im HAUS am KLEISTPARK  kann  ich leider nicht wahrnehmen, weil ich nicht in Berlin bin. Schade, denn die Hälfte der beteiligten Fotografen aus der alten West-Berliner Szene kenne ich gut und hätte gerne gesehen, womit sie sich aktuell beschäftigen.

"Stillleben an der Elbe bei Schnackenburg", Foto © Friedhelm Denkeler 1980
»Stillleben an der Elbe bei Schnackenburg«, Foto © Friedhelm Denkeler 1980

Der Titel der Ausstellung BERLIN, Blicke  wurde in Anlehnung an den Buchtitel von Rolf Dieter Brinkmann Rom, Blicke gewählt. Mit diesem posthum 1979 bei Rowohlt erschienenen Collageband aus Tagebuchtexten und Fotos wurde die Diskussion über Stadtfotografie Anfang der 1980er Jahre nachhaltig angeregt. Eine Ausstellungs-Besprechung werde ich nachreichen, heute  muss der Einladungstext reichen:

»Es gibt Fotos, die sich in das Gedächtnis einschreiben – gerade weil sie nicht versuchen, etwas zu repräsentieren. Sie zeigen das Lebensgefühl einer bestimmten Zeit in Bildern von Stadträumen, Menschen, Architekturen und Dingen. Solche Fotos sind in dieser Ausstellung und einem begleitenden Fotobuch versammelt. Sie eröffnen den Besuchern neue Blicke auf Berlin und bieten ihnen die Chance, subjektive, poetische, kritische und fremdartige Wahrnehmungen zu machen.

Gezeigt werden Foto-Serien von Preisträgerinnen und Preisträgern eines Fotopreises in Schöneberg und Tempelhof, der seit 20 Jahren ausgeschrieben wird. Dieser in Berlins Bezirken einmalige Preis eröffnet eine sehr subjektive Sicht auf 20 Jahre Bezirks-Geschichte und spiegelt zugleich 20 Jahre Stadtfotografie in Berlin wider. Eine Fachjury – zusammengesetzt aus Experten von Fach- und Hochschulen, Kunstvereinen, Museen sowie aus Fotohistorikern und Journalisten – hat auf zwei Dinge geachtet: Erstens, dass in den prämierten Fotoserien etwas Allgemeines über das urbane Leben am Beispiel von Schöneberger und Tempelhofer Motiven zum Ausdruck kommt und zweitens, dass das Niveau der Arbeiten eigensinnig ist und zugleich auch die aktuellen Debatten zur Fotoästhetik und über das gewandelte Selbstverständnis der Fotografen als Künstler aufnimmt.

Die Themen haben die Foto-Künstlerinnen und -Künstler selbst gewählt und über längere Zeit als Projekte realisiert. Auf diese Weise ist eine Sammlung zusammengekommen, deren Spektrum von der klassischen Autoren- und Architekturfotografie bis zur konzeptuellen Fotografie reicht.«

Die beteiligten Fotografinnen und Fotografen sind: Karine Azoubib, Peter Bajer, Ute und Bernd Eickemeyer, Ludovic Fery, Fred Hüning, André Kirchner, Wolf Klein, Hans-Peter Klie, Natalie Kriwy, Karl-Ludwig Lange, Thomas Leuner, Winfried Mateyka, Michael Nager, Ildar Nazyrov, Jens Oliver Neumann, Lothar M. Peter, Nelly Rau-Häring, Florian Rexroth, Wolfgang Ritter, Orit Siman-Tov, Arnd Weider, Janina Wick. www.hausamkleistpark-berlin.de