Von der Extraction zur Inception

Von Friedhelm Denkeler,

Christopher Nolens Cyberkrimi »Inception« mit noch nie dagewesenen Bildern

Wir laufen durch Paris und plötzlich klappen Häuser, Straßen und Parks hoch. Die Stadt faltet sich zu einem endlosen Band. Das haben wir vielleicht auf Bildern von M. C. Escher oder in unseren Träumen gesehen – und jetzt in Christopher Nolens Heist-Movie »Inception«.

Wir sehen einen sich ruhig drehenden Hausflur, in dem Agenten vermeintlich schwerelos miteinander kämpfen, einen Güterzug, der mitten durch die Häuserschluchten von Manhattan rast. Die Szenen sind sehr realistisch, wenn wir sie im Traum erleben und gleichzeitig irreal, wenn wir sie auf der Leinwand sehen.

»Von der Extraction zur Inception«, Christopher Nolens Cyberkrimi »Inception«, aus dem Portfolio »Pentimenti«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010
»Von der Extraction zur Inception«, Christopher Nolens Cyberkrimi »Inception«, aus dem Portfolio »Pentimenti«, Foto © Friedhelm Denkeler 2010

Leonardo DiCaprio ist Don Cobb, ein Meisterdetektiv der Extraktion. Er ›entnimmt‹ anderen Menschen Geheimnisse aus deren Unterbewusstsein. Jetzt erhält er einen Auftrag, den bisher scheinbar noch niemand durchführte, einen Gedanken in den Kopf eines anderen, in diesen Fall in den eines Konzernerben, einzupflanzen. Er soll auf den Anfangsgedanken (Inception) kommen, sein ererbtes Vermögen aufzuteilen, wie es Cobbs Auftraggeber (ein Konkurrent des Konzernerben) wünscht.

Cobb muss mit seinem Team dafür verschiedene Ebenen des Unterbewusstseins des Opfers passieren, damit die Eingebung für die Zielperson so realistisch wie möglich ist. Auf jeder Ebene des Traumes versetzen sie sich wieder in einen Traumzustand, also ein Traum im Traum. So geht es weiter bis auf die vierte Ebene. Oder noch weiter? Man muss als Zuschauer schon sehr genau aufpassen, auf welcher Ebene der Film gerade spielt.

Erst allmählich ahnt man, dass die Trennung zwischen Traum und Wirklichkeit in »Inception« nicht klar gezogen ist. Die Filmhelden prüfen mit kleinen Totems, ob sie sich in der Realität befinden, zum Beispiel mit Hilfe eines Kreisels, der sich im Traum immer weiter drehen würde, in der Realität aber irgendwann umkippt. Am Ende der Geschichte dreht sich der Kreisel, er kippelt, aber es bleibt offen, ob er umfällt.

Christoper Nolen hat bislang noch nie gesehene, surreale Bilder erfunden – viele davon erinnern an moderne Kunst und zeitgenössische Fotografie – allein deshalb ist es ein großer Film geworden. Wer die drei »Matrix«-Filme der Wachowski-Brüder, die beiden »Kill Bill«-Filme von Quentin Tarantino und James Camerons »Avatar« mag, wird auch Christopher Nolens »Inception« mögen. Trailer zu Inception (in hoher Auflösung 1080p HD ansehen)